Regenerative Landwirtschaft- was steckt dahinter?

Die Entwicklung der Landwirtschaft ist zu einer der zentralen Fragen in der Gesellschaft geworden. Das liegt daran, dass die Lebensmittelproduktion für ein Drittel der jährlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist und somit ausschlaggebend zum Klimawandel beiträgt. Im Umkehrschluss leidet die Landwirtschaft unter den extremen Wetterbedingungen und Ernteerfolge sowie Lebensunterhalte der Landwirte werden immer unsicherer.


Das bedeutet eine zukunftsfähige Landwirtschaft muss her. Ein System, welches die wachsende Weltbevölkerung ernähren kann und gleichzeitig den Planeten schont. Zahlreiche Ansätze verfolgen dieses Ziel bereits weltweit. Einer dieser Ansätze geht sogar über die Ansprüche der Nachhaltigkeit hinaus: Die sogenannte regenerative Landwirtschaft. Das Ziel dieser Prinzipien ist nicht nur die in Standhaltung, sondern die Verbesserung einer Fläche.

Entwicklung der regenerativen Landwirtschaft

Dieser landwirtschaftliche Ansatz ist nicht neu. In Amerika gibt es ihn schon seit 50 Jahren und er schwappt langsam aber sicher auch nach Europa über. Regenerative Landwirtschaft beschreibt ein System von Anbauprinzipien, das die Artenvielfalt erhöht, Böden anreichert, Wassersysteme verbessert und Ökosystemleistungen steigert. Und das, in dem organische Substanzen den Boden wieder aufbauen und die Biodiversität des Bodens gefördert wird.

Fokus liegt dabei ganz klar auf dem Boden. Denn er hat ein enormes Potential Kohlenstoff zu speichern und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Ein kohlenstoffreicher Boden ist gleichzeitig fruchtbar und fruchtbarer Boden wiederum die Grundlage für eine ertragreiche und rentable Landwirtschaft. Somit ist er entscheidend für die Ernährungssicherheit der Menschen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei einer Zunahme des globalen Gehalts an organischem Kohlenstoff im Boden um jährlich 0,4%, alle klimarelevanten Kohlenstoffemissionen vollständig kompensiert werden können.

Grundprinzipien der regenerativen Landwirtschaft

Gabe Brown ist einer der amerikanischen Pioniere der regenerativen Landwirtschaft. Er wandelte eine intensiv bewirtschaftete Fläche von 2000 ha in eine regenerative Fläche um. Das Ergebnis spricht für sich: Der Humusgehalt stieg von 1,4% auf 6 - 10% innerhalb von 25 Jahren. Der Humusaufbau sorgte auf seinem Betrieb wiederum für höhere Erträge. Gabe Brown‘s fünf Grundprinzipien dienen auch in Deutschland vielen Landwirten als Grundlage für eine Umstellung:

  • Minimalisierung der Bodenstörung und Synthetik.
    • Damit ist der Einsatz von zum Beispiel einem Pflug sowie von Dünger und Pflanzenschutz gemeint.
  • Biodiversität maximieren.
    • Damit ist die Artenvielfalt im Boden sowie an der Erdoberfläche gemeint: Regenwürmer, Bienen etc.
  • Dauerhafte Bodenbedeckung.
    • Dabei werden die Felder das ganze Jahr durch Untersaaten und Zwischenfrüchte mit Kulturpflanzen bestellt. Das unterstützt den Humusaufbau und verhindert Bodenerosion.
  • Lebendige Wurzel im Boden behalten.
    • Ist der Schlüssel für den Humusaufbau, denn durch die Wurzelausscheidungen kommt die umgewandelte Sonnenenergie in die Erde.
  • Integration von Tieren.
    • Tiere bewegen Nährstoffe, füttern den Boden mit Dung und Mikroben oder bestäuben Nutzpflanzen. Tiere können also die Arbeit von Maschinen teilweise ersetzen.


Methoden der regenerativen Landwirtschaft

Einen einheitlichen Ansatz, wie regenerative Landwirtschaft auszusehen hat, gibt es bisher nicht. Es gibt eine Vielzahl von Methoden, die alle das gleiche Ziel verfolgen: Dem Land und Boden nicht zu schaden, sondern ihn zu verbessern. Vielseitige Konzepte werden auf kleinen Flächen auch in Deutschland auf insgesamt 50 000 ha erfolgreich umgesetzt. Zu den am weitesten verbreiteten Ansätzen zählen:

  1. Permakultur
  2. Regenerativer Ackerbau
  3. Agroforst
  4. Holistic Grazing
  5. Keyline Design
  6. Crop Grazing

Humus aufzubauen, um Kohlenstoff dauerhaft im Boden zu speichern, brauch seine Zeit. Jedoch lohnt sich das Warten, denn regenerative Methoden haben zwei ausschlaggebende Vorteile: Sie können dem Klimawandel entgegenwirken und machen landwirtschaftliche Systeme resistenter gegenüber Krankheiten, Wetterextremen und Schädlingen. Unser Lebensmittelsystem wird also langfristig geschützt. Warum das noch nicht viel mehr Landwirte machen? Sie fürchten die Umstellungszeit von mindestens vier Jahren, in denen die Ausgaben meist höher als die Einnahmen sind.

Das unterscheidet regenerative von biologischer Landwirtschaft

Öko-Landbau und die regenerative Landwirtschaft sind mit einander verwandte Ansätze mit ähnlichen Zielen. Beide verweigern den Einsatz von synthetischen Düngemitteln sowie Pflanzenschutz und stabilisieren das System durch Diversität. Jedoch hat der regenerative Ansatz darüber hinaus den Anspruch Ökosysteme nicht nur zu erhalten, sondern sie zu verbessern und Humus aufzubauen.

Das Problem im Bio-Segment: Die steigende Nachfrage von Discountern erhöht den Wettbewerb unter Bio-Landwirten und hat oft einen großflächigen Anbau zur Folge. Nachhaltige Ansprüche werden oft minimiert, um dem Preisdruck standzuhalten. Regenerative Landwirtschaft hat hingegen keine Standards und Zertifizierungen. Jeder der den Grundprinzipien der regenerativen Landwirtschaft folgt, kann sich das auch auf die Fahnen schreiben.

Wie können wir als Konsumenten die regenerative Landwirtschaft fördern?
Vereinzelte Lebensmittelproduzenten unterstützen die Methoden der regenerativen Landwirtschaft. In dem wir unser Bewusstsein schärfen und darauf achten welche Lebensmittel wir einkaufen, können wir die regenerative Landwirtschaft unterstützen. Außerdem: Was gut für die Umwelt ist, ist auch gut für unsere Gesundheit.

Weiterführende Informationen:

  • Permakultur
    • Ein ganzheitlicher Ansatz der Landwirtschaft, welcher Ökosysteme und Gemeinschaften fördert und nicht ausbeutet. Die Grundprinzipien sind: Sorge für den Boden, die Menschen und gerechte Aufteilung des Überschusses
  • Regenerativer Ackerbau
    • Aktivierung und Stärkung des Bodenlebens und der Humusanreicherung. Ganzjährige Begrünung des Ackers durch Untersaaten und Hauptfrüchte sowie Zwischenfruchtanbau.
  • Agroforst
    • Mehrjährige Gehölze werden auf derselben Fläche wie Nutzpflanzen und/oder Tiere verwendet.
  • Holistic Grazing
    • Tiere werden im Freien gehalten und regelmäßig umgestellt, damit die Pflanzen genügend Zeit haben sich von der Beweidung zu erholen und somit besser CO2 einspeichern können.
  • Keyline Design
    • Dieses Konzept fördert die Bodenfruchtbarkeit durch Wasserrückhaltung und -umverteilung. Das Ergebnis ist die Entwicklung einer besseren Bodenstruktur und einer erhöhten Bodenfruchtbarkeit sowohl für Acker- als auch für Weideland. 
  • Crop Grazing
    • Die Nutzung von Feldfrüchten für die Beweidung kann dazu beitragen, die Futterlücke zwischen Herbst und Winter zu schließen und die Kosten für die Zufütterung zu reduzieren. Ein sorgfältiges Weidemanagement ist erforderlich, um die Auswirkungen auf den Getreideertrag zu begrenzen.

Quellen

Un News (2021): Food systems account for over one-third of global greenhouse gas emissions. In: UN News. (https://news.un.org/en/story/2021/03/1086822 [abgerufen am 19.05.2021]).

Minasny et al. (2017): Soil carbon 4 per mile, Geoderma 292, S. 59-86.

Gabe Brown (2018): Dirt to soil: One Family’s Journey into Regenerative Agriculture.

Jürgen Beckhoff (2021): Regenerativer Ackerbau. In: oekolandbau.de. (oekolandbau.de [abgerufen am 20.05.2021]).


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